Immer mehr zeigt sich, dass nicht nur Nachhaltigkeit und Biodiversität in unseren Gärten gefragt sind, sondern auch der fortschreitende Klimawandel gerade bei der Bepflanzung beachtet werden muss. Noch gibt es in Österreich genug Wasser, allerdings sehen wir gerade in der Landwirtschaft schon jetzt durchaus Probleme.
Die folgenden Tipps sind allgemeine Empfehlungen, die vor allem in Bezug auf den sich anbahnenden Klimawandel besondere Relevanz bekommen werden. Sie sollten bei Ihrer Arbeit im Garten versuchen, die Zusammenhänge im Naturkreislauf zu sehen, denn dann werden Sie flexibel genug sein, um neue Herausforderungen anzunehmen.
Damit Ihre Pflanzen gesund wachsen können, sind artgerechte Lichtansprüche und Bodenverhältnisse Grundvoraussetzungen, um gegen Klimastress gewappnet zu sein. Das liest sich gut, allerdings sollten Sie vor allem in beginnenden Extremlagen darauf achten, dass es eben auch bei der Pflanzenwahl durchaus „mediterraner“ werden kann, vor allem aber, dass Sie darauf achten, was in den Gärten und in der Natur Ihrer Umgebung noch gesund aussieht und sich die eine oder andere Pflanze in den Garten holen.
Hier einige weitere Tipps für Ihren Garten:
• Extrem trockene Sommer führen bei vielen Pflanzen zu Stress, worauf oft das Wachstum ins Stocken gerät. Symptome können sein: Blütenknospen blühen nicht auf, Früchte werden vor der Reife abgeworfen, vorzeitiges Absterben von Stauden. Pflanzen können mit Trockenstress besser umgehen, wenn sie in größeren Zeitabständen ausreichend bewässert werden. Die Bildung tiefreichender Wurzeln wird durch seltenere Wassergaben gefördert. In der Praxis ist eine ausgiebige Bewässerung in größeren Abständen besser, als täglich ein bisschen Wasser im Garten zu verteilen.
• Bei Wind und Starkregen erodieret und verschlämmt nicht bewachsener Boden. Um ihn zu schützen, muss entweder Bewuchs oder eine sonstige Schutzschicht aufgebracht werden. Den besten Schutz bietet eine Pflanzendecke (bodendeckende Pflanzen, Gründüngung). Dort, wo eine Begrünung zeitweise nicht möglich ist (z. B. Gemüsegarten, Sommerblumenbeet), kann der Boden mit Mulch (z. B. Laub, Grasschnitt, Holzhäcksel, Rindenmaterial) abgedeckt werden.
• Groß im Trend ist die Pflanzung von Laubbäumen in unseren Gärten. Bäume sorgen für Beschattung und Verdunstungskälte im Sommer, und im Winter lassen sie Licht an das Haus. Sie binden CO², bremsen den Wind, produzieren Sauerstoff und wirken als effektiver Feinstaubfilter. Laubbäume sind für einen angenehmen Lebensraum in der Zukunft unersetzlich.
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Wichtiger ist in Zukunft auch unser Umgang mit unserem Wasser. Daher gibt es seit geraumer Zeit schon die Empfehlung Regenwasser von Dachflächen zu sammeln und für die Gartenbewässerung zu verwenden. Auch kann das Wasser für ein Feuchtbiotop genutzt werden oder man lässt es einfach im Garten dort versickern, wo man es haben will. Flächenversiegelungen, etwa bei Wegen, Traufen oder Terrassen, sollten dabei weitgehend vermieden werden. Prinzipiell soll die Bewässerung sich nach dem Bedarf der Pflanzen ausrichtet. Pflanzen haben einen unterschiedlichen Bedarf an Gießwasser, daher ist es besser, die Gartenbereiche individuell zu versorgen als alles gleichmäßig nass zu machen.
• Und letztlich geht es auch um die „Unkrautbekämpfung“, diese sollte äußerst selektiv durchgeführt werden. Wildpflanzen können heutzutage durchaus toleriert und in die Gestaltung des Gartens einbezogen werden, es entsteht da geradezu eine neue Gartenwelle. Eine mit Wildkräutern bewachsene Fläche ist einer Fläche ohne Bewuchs in jedem Fall vorzuziehen – die ist nicht nur für den Boden, sondern auch für die Insektenwelt wertvoll.
Sie haben es vielleicht bemerkt, es ist ein Trend zurück zum natürlichen Garten, zu einem Garten mit Sträuchern, mit Beeten voll Blumen und Gemüse, in dem zumindest ein Baum Schatten spendet und nicht nur eine mickrige Markise, ein Garten voll mit Pflanzen, die auch eine längere Zeit ohne intensive Pflege nicht nur überleben, sondern auch noch gut aussehen.
Fritz Hauk, Vize-Präsident des Zentralverbandes der Kleingärtner Österreichs
Unter dem Motto „Kleingärten: Vielfalt, die begeistert!“ feierten am 11. Juni 2023 in ganz Deutschland wieder viele Kleingärtnerinnen und Kleingärtner den Tag des Gartens mit offenen Gärten, Feierlichkeiten und Aktionen für Jung und Alt und mit Gästen aus Politik und Verwaltung.
Neben einer großen biologischen Vielfalt ist es vor allem die soziale und kulturelle Vielfalt, die das Kleingartenwesen in Deutschland prägt. Viele Millionen Menschen verschiedener Generationen, sozialen Hintergründe und Herkunftsländer engagieren sich Jahr für Jahr. Sie sorgen in den rund 13.500 unter dem Dach des BDG organisierten Kleingartenvereinen dafür, dass diese grünen Oasen Orte bleiben, die an Vielfältigkeit kaum zu übertreffen sind.
Auf Anregung des BDG wird der Tag seit 1984 gefeiert, immer am zweiten Sonntag im Juni. Traditionsgemäß übernimmt jedes Jahr einer der 20 im BDG organisierten Landesverbände die Durchführung der bundesweit zentralen Auftaktveranstaltung für das grüne Feiertagswochenende. In diesem Jahr waren es sogar zwei: der Landesverband Rheinland der Gartenfreunde e.V. und der Landesverband Westfalen und Lippe der Kleingärtner e. V.. Besonderer Anlass: Beide Verbände feierten zusätzlich ihr 100-jähriges Verbandsjubiläum!
Im Bunten Garten in Mönchengladbach eröffneten die beiden Vorsitzenden der Landesverbände, Rolf Rosendahl (LV Westfalen und Lippe) und Michael Franssen (LV Rheinland) die Festveranstaltung. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsidenten Hendrik Wüst überbrachte sein Video-Grußwort und seine Wertschätzung für das Kleingartenwesen: „Das Kleingartenwesen in Nordrhein-Westfalen hat Verfassungsrang. Diese Stellung ist einmalig im gesamten Bundesland.“ Dirk Sielmann, Präsident des BDG, unterstrich die wichtige Rolle von Kleingärten für die Stadtentwicklung und die Bürgermeisterin der Stadt Mönchengladbach, Josephine Gauselmann, wiederum hob die interaktive Kraft der Kleingärten in ihrem Grußwort hervor.
Den zahlreichen Gästen aus ganz Deutschland bot sich ein buntes Programm für Jung und Alt mit Fachinformationen, einem „Markt der Möglichkeiten“ mit Partnern des organisierten Kleingartenwesens, musikalischer Unterhaltung und vielfältigen Mitmach-Aktionen. Besonderes Highlight: Die Stiftung eines Rotahorns für den Bunten Garten seitens der beiden Landesverbände und die gemeinsame Baumpflanzung mit Gästen aus dem Verbandswesen und der Landes- und Kommunalpolitik.
Ein äußerst gelungenes Fest für die Vielfalt und den anhaltend unschätzbaren Wert des Kleingartenwesens!
Eva Foos, BDG
Bilder: Hans-Peter Reichartz
Mehr dazu:
bit.ly/Tag-des-Gartens-Rheinland
https://bit.ly/Tag-des-Gartens-Westfalen-Lippe
Vorwort
Ob es sinnvoll, notwendig oder wünschenswert ist, dass Kleingartenanlagen geschlossene Einheiten sind oder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, ist in einem europäischen Kontext schwierig, wenn nicht gar unmöglich, allgemein zu beantworten.
Es hängt nämlich von einer Vielzahl von Faktoren ab, unter anderem: ländlicher, städtischer oder vorstädtischer Kontext, Landbesitzer, große oder kleine Anlage, lokale Sitten, Moral, Gewohnheiten und Traditionen, vorherrschendes politisches und wirtschaftliches Klima, damit verbundene Kosten.
Wie dem auch sei, wir beschränken uns daher im Folgenden auf einige allgemeine (historische) Überlegungen, aus denen jeder seine eigenen Schlussfolgerungen auf der Grundlage des lokalen Kontextes ziehen kann.
Im Laufe ihrer Geschichte haben die Menschen immer wieder versucht, das Land, das sie als das ihre betrachten, durch Einfriedungen gegen Außenstehende abzuschirmen: sei es durch die Errichtung von Zäunen, Schranken oder Mauern.
Einfriedungen definieren Trennlinien und machen sie sichtbar, aber seit wann genau gibt es sie? Auf steinzeitlichen Malereien, zum Beispiel in der berühmten Höhle von Lascaux, finden sich neben Tieren immer wieder Gitterstrukturen, die von manchen Forschern als Einfriedungen interpretiert werden. Einige tausend Jahre nach diesen ersten Malern ließen sich die Menschen hier und dort dauerhaft nieder und erhoben Anspruch auf das Land, das sie bearbeiteten. Abgrenzungen wurden notwendig, um zu verdeutlichen, wer welches Stück Land bewirtschaftete, aber auch um es vor unerwünschten Besuchern zu schützen.
Die Erbsünde
Für den Philosophen Jean-Jacques Rousseau war der Zaun von Anfang an das Symbol für alles Böse. Rousseau zufolge waren die Menschen in ihrem ursprünglichen Zustand gleich, glücklich und zufrieden. Dies stand im Gegensatz zur bürgerlichen Gesellschaft, die durch Ungleichheit und Misstrauen gekennzeichnet war. Im Zaun sah Rousseau die Ursache für Konflikte zwischen den Menschen: "Der erste Mensch, der ein Stück Land mit einem Zaun umgab und auf die Idee kam, zu sagen: „Das gehört mir“ und der Menschen fand, die einfältig genug waren, ihm zu glauben, war der wahre Begründer der bürgerlichen Gesellschaft. Wie viele Verbrechen, Kriege, Morde, wie viel Elend und Schrecken hätte er der Menschheit erspart, wenn er die Pfähle herausgerissen oder über den Graben getreten und seinen Mitmenschen zugerufen hätte: „Hütet euch, diesem Hochstapler zu glauben; ihr seid verloren, wenn ihr vergesst, dass die Früchte allen gehören, die Erde aber niemandem.“
Für Rousseau war also der Zaun die Ursache für die Ungleichheit zwischen den Menschen und er würde heute wahrscheinlich Recht behalten, wenn er die so genannten „Gated Communities“, die in vielen Ländern der Welt entstanden sind, als Zeichen der Abgrenzung betrachten würde. Wer es sich leisten kann, lebt abgeschirmt und unter Gleichgesinnten in einer dieser „Gated Communities“.
Die Abgrenzung von anderen Gesellschaftsschichten, die Angst vor tatsächlicher oder vermeintlicher Kriminalität und die Bestätigung, dass man sich diesen Lebensstil leisten kann, tragen in vielen Ländern zur Beliebtheit solcher Anlagen bei.
Kritiker sehen in dieser Lebensweise jedoch die Gefahr, dass sich bestimmte Schichten vom Rest der Bevölkerung absondern, in ihrer Blase bleiben und so den sozialen Zusammenhalt schwächen.
Auch in der christlichen Kunst des Mittelalters spielt der Zaun eine Rolle: In der Gotik entwickelte sich die Gattung des „hortus conclusus“, also des eingezäunten oder umfriedeten Gartens. Sie geht auf das biblische Hohelied zurück, in dem die Braut mit einem „geschlossenen Garten“ verglichen wird. In diesen Kunstwerken wird Maria in einem Garten dargestellt, der durch einen Zaun oder eine Rosenhecke von der sündigen Außenwelt abgeschirmt ist. Im Garten selbst wachsen Blumen wie Lilien oder Rosen, die für Marias Reinheit stehen.
Auch in der Linguistik finden wir Spuren davon: Während das Wort „Zaun“ im Deutschen eine Grenze oder Barriere bedeutet, beziehen sich Verwandte dieses Wortes wie „town“ im Englischen und noch mehr das niederländische Wort „tuin“ auf einen umschlossenen Bereich, der von einem Zaun umgeben ist.
Kleingärten waren schon immer großen Veränderungen unterworfen, aber die moderne Tendenz geht dahin, sie besser, um nicht zu sagen vollständig, in das umgebende soziale Gefüge zu integrieren. Infolgedessen sehen die Pächter in vielen Fällen ihre Privatsphäre bedroht. Die Angst vor dem Verlust der Privatsphäre ist groß, wenn Fremde plötzlich über den Zaun in den Garten blicken.
Ein Paradies an einem Montagmorgen
Die meisten unserer Leser werden sich mühelos an die folgende malerische Szene erinnern können: Wenn es ein Paradies am Montagmorgen gibt, dann ist es der Kleingarten, irgendwo in oder am Rande einer Großstadt. Warmes Spätsommerlicht erstrahlt um zehn Uhr morgens und es herrscht eine Stille, als wäre der Ernst des Lebens Lichtjahre entfernt. Der lange, heiße Sommer und der Arbeitseifer der Gärtner haben für eine üppige Blumenpracht gesorgt. Ringsum wird Obst und Gemüse geerntet, Himbeeren, Kartoffeln, Bohnen, Tomaten. Aus der Ferne erinnert nur das Rattern eines vorbeifahrenden Zuges an die Hektik der Stadt, aber wen interessiert das schon?
Die Gärtner sitzen unter dem Vordach ihres Gartenhäuschens, vor einem Kaffee und einem herrlichen Tag. Trotzdem sind sie unzufrieden. Ihre Idylle ist durch eine kleine, aber unangenehme Gesetzesänderung bedroht, über die der Stadtrat demnächst abstimmen wird: Künftig sollen die Kleingartenanlagen mit individuellen Geh- und Radwegen erschlossen und der Allgemeinheit für Aktivitäten aller Art zugänglich gemacht werden.
Diese „soziale Dimension der Kleingärten“, wie es in freudloser Verwaltungssprache heißt, soll einen Mehrwert für die Bevölkerung in der vom Klimawandel aufgeheizten Stadt bringen. Aus Sicht der Kleingärtner bedeutet sie das Ende der Privatsphäre in einem Stück Heimat.
Jede Stadtverwaltung weiß, dass es kompliziert wird, wenn sie sich auf Gartenflächen konzentriert
In vielen Städten suchen Investoren Platz für Wohnungen und Büros, aber gleichzeitig werden Grünflächen angesichts des Klimawandels, der städtischen Erwärmung und der Verdichtung der Städte immer wichtiger.
Für viele Stadtbewohner sind Gärten ein billiges Refugium im Grünen und ein Stück Individualität und Privatsphäre. Jede Stadtverwaltung weiß, dass es kompliziert wird, wenn sie sich mit Kleingartenanlagen befasst.
Volksgesundheit und Bewegung standen immer im Vordergrund des Kleingartenwesens. Schlechte Ernährung und prekäre Lebensbedingungen wirkten sich während der Industrialisierung verheerend auf die Gesundheit aus, und man befürchtete, dass die Jugend auf die schiefe Bahn geraten würde. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde in immer mehr Ländern die Notwendigkeit einer Kleingartenbewegung erkannt.
Gartenarbeit wird zur Bürgerpflicht
Um die Jahrhundertwende entstanden in vielen europäischen Städten Kleingarteninitiativen, die schließlich zu einem festen Bestandteil der Sozialpolitik wurden. Die Fabrikarbeiter waren für ihren Lebensunterhalt auf Kartoffeln und Gemüse aus ihren Gärten angewiesen.
Während des Ersten Weltkrieges verschärfte sich die Situation: Diebstähle in den Gärten nahmen zu, weshalb sich die Gärtner zusammenschlossen. Es stellte sich schnell heraus, dass die Bewachung der Gärten allein nicht ausreichte.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Gartenarbeit sogar zu einer Bürgerpflicht. Die Gärtner fühlten sich verpflichtet, Kartoffeln anzubauen, mit denselben Argumenten, die heute mit dem Aufkommen des ökologischen Fußabdrucks wieder gelten: Milch und Fleisch von 40 Ar Land ernährten nur einen Menschen, rechneten die Behörden in Anzeigen vor - Kartoffeln auf der gleichen Fläche aber sechs Menschen. Lebensmittel waren so knapp und teuer, dass Kleingärten für viele Menschen wieder lebensnotwendig wurden.
Erst mit dem wirtschaftlichen Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg verlor die Selbstversorgung an Bedeutung. Die Gartenarbeit entwickelte sich zu einer Freizeitbeschäftigung, die Gemüsebeete wurden reduziert und stattdessen wurden Rasenflächen, Ziersträucher und Grillplätze angelegt. Gleichzeitig ging die Nachfrage zurück und viele Flächen verschwanden. Die Städte nutzten sie als Landreserven oder überbauten sie.
In vielen Städten gibt es heute nur noch halb so viele Kleingärten wie im Jahr 1945. Aber auch in der Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs spiegelten die parzellierten Grünflächen die soziologischen Realitäten wider: Ab 1960 machte sich die Zuwanderung bemerkbar und das Kleingartenkonzept musste sich dieser neuen Realität anpassen. Die Gärten entwickelten sich mehr und mehr zu einem Ort der Erholung für die unterschiedlichsten Stadtbewohner.
Vermüllung, Diebstahl, Vandalismus
Gärtnern ist ein Stück Luxus zu einem erschwinglichen Preis: In der Kleingartenanlage Slotenkouter in der Stadt Gent zahlen die Gärtner +/- 100 Euro im Jahr für eine Fläche von etwa 200 Quadratmetern.
Einige Kleingärtner sind umso entsetzter über den Gedanken, dass plötzlich Menschen durch die Gärten spazieren. Sie befürchten eine Zunahme der Vermüllung, des Vandalismus und des Diebstahls. Es gibt bereits zahlreiche Beispiele von Gartenhäusern und Schuppen, die in Kleingartenanlagen in Brand gesetzt wurden.
Allein der Gedanke, die Gartenanlage für die Allgemeinheit zu öffnen, wird von vielen als Eingriff in ihr Privatleben empfunden.
Vieles in der Gartendebatte erinnert an den Widerstand, den jede Reform zwangsläufig mit sich bringt und an die Opfer, die sie zwangsläufig schafft. Schließlich kann man von dem gemästeten Kalb nicht erwarten, dass es die Begeisterung der Engel über die Rückkehr des verlorenen Sohnes teilt.
Es gibt zahlreiche Beispiele dafür, dass die Regierungen mit ihren Plänen, die Kleingartenanlagen für die Allgemeinheit zu öffnen, auf Widerstand gestoßen sind.
Die neue Sehnsucht nach dem Landleben
Der Streit macht deutlich, wohin die Reise geht: Die städtischen Behörden werden immer mehr verlangen, dass die Kleingartenanlagen ihre Isolation verlassen und sich vollständig in das städtische Gefüge integrieren. Mit der städtischen Sehnsucht nach dem Landleben und mit jedem heißen Sommer steigt das Interesse an grünen Freiräumen. Wir selbst beobachten, dass unter den Gärtnern immer mehr Menschen auftauchen, die weder naturverbunden sind noch einen grünen Daumen haben.
Die Familiengartenszene reagiert noch skeptisch auf den Versuch, die Flächen besser in das Stadtgefüge zu integrieren. Aber wenn ich mich nicht täusche, sind die neuen Wege durch die Kleingärten erst der Anfang: Hundert Jahre nach ihrer Verbreitung erhalten die Kleingärten eine neue städtebauliche und soziologische Funktion - und mehr Gewicht. Und meiner Meinung nach wird nichts diesen Trend aufhalten können.
Diejenigen von uns, die das Glück haben, in der Nähe von Parks, Freiflächen und Grünanlagen zu leben, wissen, welche Freuden sie mit sich bringen: der beruhigende Anblick von Bäumen und grünen Rasenflächen, der Gesang der Vögel, die frische Luft, der Duft der Blumen. Überwältigende Beweise belegen die Vorteile von Stadtparks. Sie verbessern unsere physische und psychische Gesundheit, stärken unsere Gemeinschaften und machen unsere Städte und Stadtteile zu attraktiveren Orten zum Leben und Arbeiten.
Wir als Gartenfachleute und Bürger müssen uns gemeinsam darum bemühen, Parks, Freiflächen und Grünanlagen in die Stadtteile zu bringen, wo alle davon profitieren können. Die Regierung spielt zwar eine wichtige Rolle bei der Schaffung von öffentlichen Parks, aber sie kann die Aufgabe, all diese Kleingartenanlagen einzurichten und zu pflegen, nicht allein bewältigen. Wir müssen der Regierung (auf Gemeindeebene) helfen, indem wir kleine Ausschüsse oder Stiftungen gründen, um die Parks/Grünflächen in unserer Gemeinde zu pflegen. Wenn wir zusammenarbeiten, können wir dazu beitragen, dass viel mehr Menschen und unsere nächsten Generationen die Freude am Joggen auf einem von Bäumen gesäumten Weg, an einem Familienpicknick auf einer sonnigen Wiese und an der stolzen Ernte eines Gemeinschaftsgartens erleben. Wir können die Grünflächen schaffen, die eine Zuflucht vor den entfremdenden Straßen der Stadt bieten - Orte, an denen wir unsere natürlichen Wurzeln wiederentdecken und mit unserer Seele in Kontakt treten können.
Willy Goethals, Ehrenvorsitzender des Kleingartenparks 'Slotenkouter', Gent, Belgien
Vorstandsmitglied des Provinzialverbandes der Kleingärtner Ostflanderns
veröffentlicht in "Bindestrich 78"
Der BDG als Dachverband der Kleingartenvereine Deutschlands bekommt in Berlin ein neues Bundeszentrum. Dieses Bundeszentrum wird ein offenes Haus mit Veranstaltungsräumen und einer Ausstellung zur künftigen Entwicklung der Kleingärten im Zeichen des Klimawandels sein. Nach der Fertigstellung sind alle interessierten Kleingartenvereine eingeladen, das Haus und die Ausstellung zu besuchen.
Es war absehbar, dass der BDG aus seinen jetzigen Räumen hinausmuss. So oder so musste ein neuer Ort gefunden werden, der idealerweise auch gleich mit neuen Möglichkeiten der politischen Interessenvertretung einhergehen sollte. Das Konzept, das der BDG daraufhin entwickelte, traf im Haushaltsausschuss des Bundestages auf offene Ohren und ließ sich perfekt mit dem Ziel der Bundesregierung kombinieren, mit konkreten Projekten eine innovative Holzbauweise in Deutschland zu etablieren und zu fördern. Bereits jetzt ist das neue Bundeszentrum zu einem wichtigen Referenzprojekt für andere künftige Gebäude aus Holz geworden, u.a. den geplanten Neubau von Teilen des Bundesfinanzministeriums.
Nach dem Richtfest am 11. November 2022 geht es für das neue Bundeszentrum der deutschen Kleingartenvereine nun in die entscheidende Phase. Wenn alles nach Plan verläuft, findet die Eröffnung des neuen Hauses im Herbst dieses Jahres statt und 2024 wird schrittweise auch die Ausstellung fertig und das Bundeszentrum für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Den Außenbereich wird die deutsche Schreberjugend als „Grünes Klassenzimmer“ für die Kooperation z.B. mit Schulen nutzen. Insgesamt ergeben sich für das Kleingartenwesen in Deutschland somit ganz neue Möglichkeiten der politischen Interessenvertretung in der Bundeshauptstadt. Angesichts von Klimawandel und Artensterben ist es umso wichtiger, den Beitrag der 900.000 Kleingärten zum Erhalt der grünen Infrastruktur zu zeigen.
Thomas Stölting, BDG
Bild: BDG, Gelhaar
Der Weltumwelttag wird jährlich am 5. Juni gefeiert und fördert das Bewusstsein und die Maßnahmen zum Schutz der Umwelt. Er wurde 1972 von den Vereinten Nationen auf der Stockholmer Konferenz ins Leben gerufen, welche aus Diskussionen über die Verflechtung menschlicher Interaktionen und der Umwelt hervorgegangen war. Ein Jahr später, 1973, fand der erste Weltumwelttag mit dem Thema „Nur eine Erde“ ("Only One Earth") statt.
Der Weltumwelttag 2023 soll daran erinnern, dass rasche Schritte gegen die Plastikverschmutzung gesetzt werden müssen („Beat Plastic Pollution“).
Weitere Informationen der diesjährigen Veranstaltungen und Aktionen finden Sie hier:
https://www.worldenvironmentday.global/
Lösungen zur Plastikvermeidung #BeatPlasticPollution
Plastik kann in nahezu allen Lebensbereichen mit einfachen Lösungen vermieden werden. Die internationale Kleingartenfamilie kann ebenso ihren wichtigen Beitrag leisten.
Verbleibt Plastik in der Natur, wird es dort nicht zersetzt und bleibt bestehen - Größere Plastikteile werden zu Gefahrenquellen für Tiere, Mikroplastik findet seinen Weg in die Stoffkreisläufe aller Ökosysteme, dort wird es noch mehr zerkleinert und so entsteht Nanoplastik welches sogar in die Zellen von Lebewesen eindringen kann.
Insbesondere Kleingärtner sollten folgende Punkte beachten und umsetzen:
• Plastikfreie Anzuchttöpfe
• Plastikfreier Pflanzenkauf (Pflanzenmarkt, Saatgutbörsen)
• Hochwertige Arbeitsgeräte kaufen und lange verwenden
• Alternative Materialien verwenden (heimischen Hölzern, Ton, Stein, Metall, Bambus, Schilf, Jute, Hanf, Kokosfaser, Wolle, Stroh und kompostierbares Papier.)
• Biomüll plastikfrei halten!
• Blumentöpfe wiederverwenden, tauschen oder zurückgeben
• Topferde auffrischen statt neu kaufen
• Pflanzenerde aus Kompost und Dünger aus Küchenabfällen selbst herstellen
• Saatgut selbst vermehren
• Mulchen statt Folie gegen Unkraut
Leisten wir unseren Beitrag für die Umwelt und gegen Plastikverschmutzung!
Quellen:
https://www.un.org/en/observances/environment-day
https://www.worldenvironmentday.global
https://www.umweltberatung.at/plastikfrei-gaertnern